Einwöchiger Workshop, ZHdK (September 2015)
„Projects for Marrakesh“ ist ein Pilot-Projekt der ÉSAV (Marrakech), KISD (Köln), UdK (Berlin) und der ZHdK (Zürich). In einem einwöchigen Workshop sollten Studenten aus allen vier Hochschulen in Gruppen gemeinsame Konzepte entwickeln, die über Designlösungen, positiven Einfluss so die Menschen und ihr Leben in Marrakech generieren.
Das Team, bestehend aus Ghita Ait Ben Salh, Issam Battoum, Youssef Bouzidi, Omar Janati, Max Hoffmann, Simon Steinberger und mir erarbeitete aus den sehr offenen Vorgaben das Projekt „A Dialog“, das über verschiedene Interventionen, Menschen aus unterschiedlichen Teilen Marrakechs zu einem Austausch anregen soll. Ausgangspunkt dafür waren Gespräche mit unseren marrokanischen Teammitglieder, sowie Feldforschung in der Altstadt und in diversen Stadtteilen, die diese umgeben.
Wir fanden für uns heraus, dass die Mauer, welche die Medina (Alstadt) seit dem zwölften Jahrhundert umgibt, heute keine primäre Schutzfunktion mehr innehält, sondern vielmehr eine Orientierungshilfe schafft sowie die traditionelle Arbeit, die in der Medina praktiziert wird, bewahrt und die dort lebenden Menschen zusammenhält. Hier scheint ein Lebensstil konserviert zu werden, der sich vom restlichen Marrakech unterscheidet. Da die Medina fast alles bietet, was ihre Bewohner benötigen, müssen sie diese nicht notwendigerweise verlassen. Außerhalb der Medina wächst die Stadt dagegen sehr schnell und uns schien es so, als ob die dort lebenden Menschen auf der Suche nach ihrer Identität zwischen dem alten Kulturerbe und neuen westlichen Einflüssen seien. Mit riesigen Shoppingmalls, eingezäunten Wohngebieten und einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich hinterlässt die Globalisierung ihre zum Teil ambivalenten Spuren. Die Menschen im neuen Teil Marrakechs scheinen die Verbindung zu den Traditionen und der Identiät der Medina zu verlieren. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Medina scheinen sich Mikrogesellschaften gebildet zu haben, in denen die Bewohner ihre eigenen Komfortzonen eingerichtet haben und kaum in Verbindung mit den anderen Teilen und Menschen ihrer Stadt treten.
Mit „A Dialog“ möchten wir einen Ansatz bieten, durch den unsichtbare Barrieren abgebaut werden und der Beginn eines Dialogs ausgelöst werden könnte. Wir entwickelten hierfür einen Katalog an unterschiedlichen Ideen für Designinterventionen, die in zukünftigen Projektwochen mit den Hochschulen weiterentwickelt werden können. Im Folgenden eine kleine Auswahl unserer Überlegungen und Umsetzungen:
Mit den sogenannten "Fake Ads" weißen wir auf scheinbare Veranstaltungen an zwei der größten Treffpunkte Marrakechs hin. Innerhalb der Medina werben die Plakate für eine Veranstaltung außerhalb der Alstadtmauer und umgekehrt. Durch die dort ungewohnt reduzierte Formensprache stechen die Plakate in ihrer Umgebung heraus.
Filme, die auf die innere und äußere Seite der Mauer projiziert werden, zeigen verschiedene Facetten des alten und modernen Marrakechs aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Eine farbige Linie die sich über den Boden vom Äußeren bis ins Innerste der Medina zieht soll eine symbolische Verbindung aufbauen, ohne auszuschließen, dass dadurch tatsächlich auch Menschen bewegt werden könnten.